HV0001 - Montafon
Mayr, Erwin (1956): Die Getreidezüchtung der Landesanstalt, Ziele, Methoden und wirtschaftliche Entwicklung. In: Schlern-Schriften, H. 145, S. 30–35. :
Bei Sommergerste griffen wir auf eine mehrzellige Form, deren Anbau nur im rhätoromanischen Siedlungsgebiet noch üblich war, und zwar in den rauhen regenreichen Lagen des oberen Montafon. Der dort gebräuchliche mundartliche Ausdruck „Pumperkorn" wurde der späteren Zuchtsorte als Name beigegeben, um so philologisch die Abstammung aus rhätoromanischer Kultur zu dokumentieren. Es handelt sich hier um eine Landsorte, die noch niemals züchterisch bearbeitet wurde. Die Gerste zeigt eine starke Bestockung und ein geringes Wärmebedürfnis, sie verträgt Schneefälle und Fröste bis zur Zeit des Ährenschiebens, ohne in der weiteren Entwicklung gestört zu werden oder zur Lagerfrucht zu neigen. Auffallend ist das starke Regenerationsvermögen. Wird sie kurz vor dem Schossen gemäht, so entwickeln sich an zahlreichen später angelegten Seitenhahnen noch Ähren.
Es gibt Bauern, die die Pumpergerste als Deckfrucht für Wieseneinsaaten anbauen, die Gerste vor dem Schossen mähen und verfüttern. Sie ernten dann von den nun aufwachsenden Pflanzen noch einen etwa 50%igen Kornertrag und die Untersaat entwickelt sich in dem schütteren Bestand vortrefflich. Auch bei schlechter Trocknung und Einbringung erreicht diese Sorte immer eine normale Keimfähigkeit.
Sie ist die Gerste für alle extensiven und rauhen Hochlagen, sie ist eben die „Bergbauerngerste". Das Korn weist einen Roheiweißgehalt von 4,2% auf.